Seit über 200 Millionen Jahren bevölkern Krokodile unseren Planeten und gelten als wahre Meister der Anpassung. Sie haben sich perfekt an ihren Lebensraum adaptiert und repräsentieren die Könige der tropischen Gewässer Afrikas, Amerikas, Asiens und Australiens. Krokodile können nicht nur äußerst gut sehen, sondern verfügen über einen ausgeprägten Geruchsinn. Bis zu den Augen untergetaucht, warten sie bewegungslos auf ihre Beute und nehmen jede noch so kleine Wasserbewegung durch sensible Drucksensoren an ihrem Unterkiefer wahr.
Krokodile, Könige der Gewässer
Australien wird von zwei Krokodilarten beheimatet. Während das Australien-Krokodil (Crocodylus johnsoni) ausschließlich im Süßwasser vorkommt, lebt das bis zu fünf Meter lange Leistenkrokodil (Crocodylus porosus) auch im Salzwasser. Forscher der „University of Western Australia“ haben das Krokodilauge nun etwas genauer unter die Lupe genommen. Dazu wurden insgesamt fünf in Gefangenschaft gezüchtete Salz- und Süßwasserkrokodile gekauft und nach fünfwöchiger Pflege euthanasiert und untersucht.
Die im Zentrum der Retina gelegene Sehgrube (Fovea centralis) repräsentiert den Bereich des schärfsten Sehens. Anders als bei Säugetieren ist diese Einsenkung allerdings nicht rund, sondern ein breiter, waagerechter Streifen. Somit können Objekte wie potentielle Beutetiere sogar am äußeren Blickfeldrand präzise erfasst werden, ohne dass die Jäger durch Kopfbewegungen auf sich aufmerksam machen müssen.
Anders als unsere gängigen Haussäugetiere besitzen Krokodile drei Zapfentypen, die ihnen ein trichromatisches Farbsehen (violett, grün, rot) ermöglichen. Passend zu ihrer überwiegend nächtlichen Aktivität, ist die Anzahl der lichtempfindlichen Stäbchen sehr hoch. Zudem sorgt das Tapetum lucidum als Restlichtverstärker für eine optimale Ausnutzung des Lichtes bei Dunkelheit, indem es das einfallende Licht ein zweites Mal durch die Retina passieren lässt.
Die Absorptionsmaxima der 3 Zapfen stimmen mit dem jeweiligen Lebensraum dieser Prädatoren überein. Sie sind beim Salzwasserkrokodil (Lebensraum eher bläuliches Wasser) leicht verkürzt und somit näher an den blauen Wellenlängen (violett: 424nm, grün: 502nm, rot: 546nm), während die gemessenen Absorptionsmaxima beim Süßwasserkrokodil (Unterwasserhabitat eher rötliches Licht) längere Wellenlängen ergaben (violett: 426nm, grün: 510nm, rot: 554nm). Obwohl Krokodile unter Wasser tendenziell weitsichtig sind, haben sich ihre Augen also optimal an die dort herrschenden Lichtverhältnisse angepasst.
Nicolas Nagloo, Shaun P. Collin, Jan M. Hemmi and Nathan S. Hart (2016)
Spatial resolving power and spectral sensitivity of the saltwater crocodile, Crocodylus porosus and the freshwater crocodile, Crocodylus johnstoni. Journal of Experimental Biology (2016) 219, 1394-1404