Die Einschlusskörperchenkrankheit, geläufig unter der englischen Abkürzung IBD (Inclusion Body Disease) oder einfach Schlangenaids genannt, ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei der Schlangen meist qualvoll verenden. Es wird angenommen, dass es sich bei dem Erreger um einen Retrovirus handelt, der vorzugsweise Boas und Pythons befällt. Lediglich vereinzelte Fälle wurden bei anderen Gattungen beschrieben.

Der Virus greift das zentrale Nervensystem an, führt zu Gewebsveränderungen in Gehirn, Rückenmark, aber auch in Organen wie der Leber, Milz, oder den Nieren.

Die Abgottschlange (Boa constrictor) ist dafür bekannt, ein ansteckender Langzeitträger dieses Virus zu sein, ohne dass die Krankheit jedoch beim betroffenen Tier ausbrechen muss. Obwohl es leichte Differenzen bei der Symptomatik zwischen Boas und Pythons gibt, nimmt diese Krankheit immer ein tödliches Ende, wenn sie bis ausgebrochen ist.

Hilfe! Meine Schlange hat Aids!

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Besitzer präsentieren dem Tierarzt gewöhnlich Schlangen, die durch unkoordinierte, meist schraubenartige Bewegungen und Kopfzittern auffallen. (Achtung bei verschiedenen Farbvarianten von Python regius, wie zum Beispiel „Spider“ ist diese Symptomatik leider genetisch bedingt und hat nichts mit IBD zu tun.) Verschiedene Tiere züngeln viel langsamer als gewohnt oder lassen sogar die Zunge mehrere sekundenlang raushängen. Einige Halter beschreiben Veränderungen der Pupillen oder die Unfähigkeit des Tieres, sich nach Rückenlage wieder auf den Bauch zu drehen.

Begleiterscheinungen wie Häutungsprobleme oder Regurgitation sind nicht selten der Fall. Eine allgemeine Belastung des Immunsystems bewirkt, dass der Wirt gegen alle möglichen Erkrankungen anfällig wird.


Die Übertragung erfolgt meist durch Blutmilben (Ophionyssus natricis) oder durch wiederverwendete Futtertiere nach Verweigerung der Nahrungsaufnahme. Bei Vergesellschaftung stecken die Tiere sich vor allem durch Ausscheidungen wie Kot und Urin, oder  durch Körperflüssigkeitsaustausch während den Paarungen an. Demzufolge sollten die Tiere bei Verdacht auf IBD stets isoliert werden. Akribische Hygienemaßnahmen sind natürlich unumgänglich.


Es existieren verschiedene Methoden IBD zu diagnostizieren, wobei die Untersuchung der Bauchspeicheldrüse als die effizienteste Praxis gilt. Leider kann eine solche Biopsie nur am toten Tier vorgenommen werden.

Am lebenden Patienten gibt es unterschiedliche Möglichkeiten IBD festzustellen. Man muss allerdings bedenken, dass nur ein positiver Befund als eindeutige Diagnose zulässig ist. Dadurch dass der Krankheitserreger häufig in Leber, Niere, sowie dem Epithel des Ösophagus und des Magens nachgewiesen wird, kann eine Biopsie von einem oder mehreren Organen demnach aufschlussreich sein.

Obwohl diese Krankheit bereits in der Mitte der siebziger Jahre entdeckt wurde, ist sie noch recht unerforscht. Derzeit gibt es keine Therapie um die betroffenen Patienten zu heilen. Oftmals besteht die Gefahr weitere Tiere oder einen ganzen Bestand anzustecken. Daher würde ich bei solchen Fällen eine Euthanasie des erkrankten Tieres in Betracht nehmen und ihm ein qualvolles Lebensende ersparen. Abgottschlangen, wenn sie in Einzelhaltung gepflegt werden, können dem Besitzer, trotz positivem Befund, mit recht gutem Gewissen zurückgegeben werden, da sie über Jahre hinweg symptomfrei leben können. Vielleicht sterben sie sogar an Altersschwäche bevor die Krankheit überhaupt ausbricht.