Eigentlich finde ich es schade, dass ich diesem Bericht einen solchen Titel verleihen muss, in der Hoffnung dass der eine oder andere die nächsten Zeilen aufmerksam durchlesen wird. Doch die Brutalität und die schweren Folgen, welche sich hinter diesem Titel verbergen, passen zweifellos auf den Chytridpilz. Ein kleiner, unscheinbarer Pilz, welcher eine regelechte Pandemie ausgelöst und für ein weltweites Amphibiensterben gesorgt hat.


Durch zivilisatorische Faktoren, wie Lebensraumzerstörung und das Einsetzen von Pestiziden, besteht regional eine große Bedrohung für ganze Populationen diverser Amphibienarten. Knapp 2000 Spezies sind bereits vom Aussterben bedroht! Nun werden diese wechselwarmen Landwirbeltiere jedoch von einem weiteren Faktor stark gefährdet. Ein Pilz rottet weltweit ganze Amphibienbestände aus.


Der vermutlich aus Afrika stammende Chytridpilz, Batrachochytrium dendrobatidis, besiedelt seit jeher die Haut der in Afrika einheimischen Krallenfrösche (Xenopus laevis). Ab 1940 wurde Xenopus laevis jedoch in die ganze Welt exportiert und diente, ja Sie lesen richtig, als Schwangerschaftstest. Injizierter Urin schwangerer Frauen löst bei diesen Fröschen eine Eiproduktion  aus und demzufolge kann X. laevis als Schwangerschaftsindikator verwendet werden. Seitdem kennt der Chytridpilz kein Erbarmen und breitet sich rücksichtslos immer weiter aus. Bereits hunderte von Amphibienarten sind diesem Pilz zum Opfer gefallen. Tendenz stark steigend!





















Die Übertragung ist einfacher als gedacht, da der Pilz in seinem ersten Lebensstadium als „Zoospore“ nicht nur über Körperkontakt übertragen wird. Die 3 bis 5 Mikrometer kleinen Zoosporen besitzen eine etwa 20 Mikrometer lange Geißel mit deren Hilfe sie sich im Wasser fortbewegen und ihren Wirt aufsuchen können. Die Zoosporen dringen in die Haut ein und kapseln sich dort ab. Die Phase der Vermehrung als Zoosporangium hat begonnen. In den Zoosporangien entwickeln sich Zoosporen, welche nach dem Erreichen des Reifestadiums über die Amphibienhaut ausgeschieden werden. Nun können sie andere Hautpartien oder einen neuen Wirt infizieren.
Dies bringt mit sich, dass der Mineralhaushalt der Amphibien stark beeinträchtigt wird. Weitere Folgen des Chytridpilzes sind Krämpfe und Bewegungsstörungen, sowie diverse infektiöse Erkrankungen an denen die Amphibien langsam und qualvoll verenden. Hautporen werden vom Pilz verstopft, was zum Austrocknen der Tiere führt. Ob zudem ein Toxin mitwirkt, welches die Zellen schädigt, ist derzeit noch unbekannt.

Als mehr oder weniger erfolgreiche Bekämpfungsmethode hat sich im Wasser aufgelöstes Fungizid bewährt, in dem die Tiere gebadet werden. In der Natur eine unvorstellbare und nicht realisierbare Methode.



In Kombination mit Stress oder Klimaveränderungen kann dieser harmlos scheinende Pilz seinem Wirt fatale Schäden zufügen. Moleküle wie Zucker, diverse Proteinen und Aminosäuren, welche auf der Amphibienhaut präsent sind, dienen diesem Parasiten als ideale Futterquelle. Seine einzigen Schwächen sind Trockenheit und UV-Licht. Seine Vorlieben was pH- und Temperaturwert betreffen stimmen mit seinen Opfern überein.

Falls sie sich nun fragen, ob sich dieser Pilz in unserem Abwasser- und Trinkwassersystem befinden kann, so ist es mir unmöglich Sie zu beruhigen. Ja, wir sprechen hier von einer wahrhaften Epidemie. Dieser Pilz verbreitet sich überall und ist nicht zu stoppen! Ganze Amphibienbestände wurden nicht nur stark eingeschränkt, sondern teilweise komplett ausgerottet.

Der Chytridpilz sollte in Europa auf keinen Fall unterschätzt werden. In Zentralspanien kam es bereits zu einem regionalen Massensterben von Geburtshelferkröten und Feuersalamandern. In der Schweiz und in Deutschland sind die ersten Fälle von chytriderkrankten Geburtshelferkröten, Erdkröten und Feuersalamander bekannt.

Ein solches Massenaussterben gab es zuletzt vor 60 Millionen Jahren. Sämtliche Dinosaurier sind ausgestorben! Nun stelle ich mir die Frage, warum kaum darüber geredet wird? Leider glaube ich die Antwort zu kennen. Die Todesopfer sind schließlich „nur“ glitschige Lurche... -

Ob im Kampf gegen Magenkrankheiten, Krebs oder Diabetes, das medizinische Potenzial dieser Landwirbeltiere ist überwältigend. Doch wie es aussieht, werden diese Tiere aussterben, bevor wir endlich merken wie wichtig sie sind und wir uns ihrer dienen können.


Der wahrscheinlich unbekannteste Massenmörder auf Erden

jeff.schreiner@reptilien.lumailto:jeffrey@reptilien.lumailto:jeff.schreiner@reptilien.lu?subject=Anfrageshapeimage_6_link_0