In den letzten Jahren hat die „neue“ Mode der Exotenhaltung (Terraristik), die „Tierschützer-Lobby“ und infolgedessen Politiker aus ganz Europa dazu angestachelt, Gesetzgebungen zu verschärfen um Tiere vor der menschlichen Obhut zu schützen. Eine bestehende Kommunikation zwischen Tierschützern und Exotenhaltern ist jedoch unumgänglich, wenn man den Tieren wirklich helfen möchte!




















Tatsächlich stellen Exoten wie Reptilien, Amphibien, Vogelspinnen oder Skorpione in den meisten Fällen keine sehr großen Ansprüche an ihren Halter und können absolut artgerecht „hinter Glas“ gehalten werden.


Trotz meines jungen Alters (20 Jahre) pflege und züchte ich mittlerweile seit rund 10 Jahren diverse Schlangen-, Echsen- und Vogelspinnenarten. Leider sind wir Terrarianer oft ziemlich verpönt und stehen im Ruf „abgefahrene Exotensammler" zu sein. Ich habe mir zur Lebensaufgabe gemacht die Vorurteile und das Unwissen über diese Tiere zu bekämpfen und verbringe einen Teil meiner Freizeit in Schulklassen, wo ich versuche, der jungen Generation ihre unberechtigte Angst zu nehmen. So lernen die Jugendlichen sich ihr eigenes Urteil zu bilden und übernehmen nicht einfach die "kulturell geprägte" Meinung vieler Erwachsener, oder lassen sich von den Schlagzeilen der Presse negativ beeinflussen. Rein nach dem Sprichwort „SAPERE AUDE“.







Ein großes Problem bei der Haltung dieser Wechselwarmblüter ist oftmals das fehlende Know-how. Tierschützer, die sich sicherlich sehr gut mit Hunden, Katzen und Co. auskennen, sehen eine frisch geschlüpfte Vogelspinne in einer Filmdose sitzen und profilieren sich damit, dies sei Tierquälerei und habe nichts mehr mit Natur zu tun! Ja, das stimmt, eine solche Haltung hat nichts mit der manchmal recht brutalen Natur gemeinsam. Dort soll nämlich das Elternpaar durch Fortpflanzung ersetzt werden, sprich zwei Spinnen sorgen mit einem Kokon für hunderte Nachkommen, von denen gerade mal 2 Tiere überleben und heranwachsen. Für den Laien oft schwer nachvollziehbar, aber in der Filmdose wachsen die sogenannten „Spiderlinge“ gesund heran, während sie in einem großzügig eingerichteten Terrarium keine Woche überleben würden. Stellen Sie sich nur einmal vor, wie viele Frösche wir in unseren Gewässern hätten, würden alle Kaulquappen die Metamorphose überleben, nicht verhungern oder gefressen werden und zu adulten Tieren heranwachsen!

Kann man „Exoten“ eigentlich artgerecht hinter Glas halten?  (Antwort an die Presse)

jeff.schreiner@reptilien.lumailto:jeffrey@reptilien.lumailto:jeff.schreiner@reptilien.lu?subject=Anfrageshapeimage_5_link_0




Zweifellos, gibt es in der Haltung von Exoten (genau so wie in der Haltung anderer Haustiere!) schwarze Schafe, die sich beispielsweise eine Bartagame (Pogona vitticeps) für 40 € kaufen und sich nicht dazu bereiterklären (oder nicht die finanziellen Möglichkeiten haben) eine weitaus höhere Summe für eine artgerechte Behausung auszugeben. Man sollte sich vor Augen halten, dass diese Ausnahmen eine verallgemeinernde Aussage wie „Exotenhaltung ist Tierquälerei“ definitiv NICHT berechtigt!


Dank der Terraristik haben viele Exoten in den letzten Jahren einen viel höheren Stellenwert in unserer Gesellschaft erlangt. Während der schwedische Zoologe Carl von Linné im 18. Jahrhundert noch alle Schuppenkriechtiere als „ekelhaft“ und „widerwärtig“ beschrieb, zeigen im 21. Jahrhundert immer mehr Menschen Interesse an diesen prachtvollen Geschöpfen. Eine naturnahe oder artgerechte Haltung dieser Tiere in Gefangenschaft ist zweifellos ohne weiteres möglich (vielleicht sogar hilfreich für den Artenschutz), solange der Halter sich bereit erklärt, das nötige Fachwissen zu erlangen.






















Eigentlich gibt es doch nichts Interessanteres, als ein ganzes Biotop in „Miniaturform“ nachzuahmen und darin ein Tier zu pflegen, das sich „wie zuhause“ fühlt und sich auch dementsprechend verhält.



Ich denke, Sie wissen nur zu gut, dass eine spannende und gefährliche "Story" sich oftmals besser verkauft als die banale Wahrheit. Dass ich mein ganzes Geld in diese Tiere investiere und dafür täglich stundenlang Wasserschalen putze, Kot und andere Abfallreste entferne, dass ich hinter dem Mikroskop hocke und Kotproben auf mögliche Erkrankungen analysiere, dass ich versuche, vom Aussterben bedrohte Reptilien zu züchten und zu fairen Preisen anbiete, damit weniger Wildfänge aus ihrem Habitat gerissen und exportiert werden - diese Fakten interessieren die Wenigsten. Würde mir aber ein harmloser, 80-Zentimeter Königspython (Python regius) abhauen, so würden die Mütter am kommenden Tag in der Presse lesen, sie sollen doch bitte auf ihre Kinder achten, es treibe sich eine „gefährliche Riesenschlange“ in der Stadt herum!...





Was wir oftmals als artgerechte Haltung bezeichnen entspricht bei weitem nicht immer den Bedürfnissen dieser Tiere. Wir können uns nur schwer in sie hineinversetzen, schließlich kommen sie nicht schwanzwedelnd auf uns zu oder verziehen sich knurrend in eine Ecke. Jede Tierart besitzt ihre eigene Körpersprache, die wir lernen müssen um ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.

Es gibt so viele schöne und harmonisch wirkende Bilder, wie Halter ihren geliebten Grünen Leguan (Iguana iguana) streicheln und dieser die Augen schließt. Während sich Tierschützer über solche „Fortschritte“ in der Tierhaltung freuen, kann ich das Tier nur bemitleiden. Würde der Besitzer die Körpersprache seines Haustieres verstehen, würde er wissen, dass das Tier vor Angst in Starre fällt und die Augen schließt um sich sicher zu fühlen. - Eine artgerechte Haltung benötigt also mehr als nur „Liebe zum Tier“. Eine artgerechte Haltung benötigt die Kenntnis über das artgemäße „Normalverhalten“ und die „Bedürfnisse“ dieser Tiere!



Mit dem nötigen Zubehör aus dem Fachhandel, kann der Terrarianer vielen exotischen Tieren eine optimale Behausung bieten. Je nach Art braucht man spezielle Leuchtmittel oder Zusatzfutter um ein gesundes Wachstum und Wohlbefinden zu garantieren, aber dank der unermüdlichen Forschung in diesem Themengebiet, hat sich das Wissen um diese Bedürfnisse in den letzten Jahren enorm verbessert.